Eingewöhnung und sichere Erzieherin-Kind-Bindung
Früher wurden Kinder einfach im Kindergarten abgegeben und Eltern haben sich – ohne Verabschiedung – zur Tür hinausgeschlichen. Die Kindergärtnerinnen von damals haben das bittere Weinen der Kinder ausgehalten und nicht selten sogar bestraft und vielleicht wussten sie es nicht besser, weil die Bindungsforschung „damals“ noch in den Kinderschuhen steckte.
Heutzutage sollten eigentlich alle wissen, was mit Kindern passiert, wenn man sie ins kalte Wasser der Beziehungslosigkeit wirft und deshalb zählen heute elternbegleitete Eingewöhnungen zu Qualitätsstandards in Kitas.
Das bedeutet: Das Kind kann die Kita, seine Bezugserzieherin, die anderen Kinder und alles, was sonst noch neu ist, langsam kennenlernen, während die Hauptbindungsperson, als sicherer Heimathafen, jederzeit zur Verfügung steht. So geht das Kind langsam, Schritt für Schritt eine neue Bindung zu einem anderen Menschen – der Bezugserzieherin – ein. Wenn dieser Vertrauensaufbau gelungen ist, steht dem Abschiednehmen, auch wenn es schmerzhaft ist, nichts im Weg, denn für Trost ist gesorgt.
Bis dieser Trost aktiv vom Kind gesucht wird und dadurch angenommen werden kann, dauert es meist ca. 4-6 Wochen in denen die Kinder Stück für Stück Vertrauen aufbauen, erst dann ist eine sichere Bindung aufgebaut und erst dann ist eine Eingewöhnung beendet. Sichere Bindungen entstehen am besten in kleinen stabilen Kindergruppen, in denen empathisches und feinfühliges Erzieherverhalten den Tag bestimmt.
- Fünf Eigenschaften kennzeichen eine sichere Erzieher*innen-Kind-Bindung:
- Zuwendung – liebevolle und emotional warme Kommunikation als Grundlage für ALLES
- Sicherheit – die Erzieher*in ist für das Kind jederzeit und zuverlässig verfügbar
- Stressreduktion – Trost und Unterstützung um Emotionen zu regulieren und Ängste zu überwinden
- Explorationsunterstützung – das Kind wird zu eigenständigem Erkunden ermutigt
- Assistenz – Hilfe und Unterstützung bei Schwierigkeiten, die das Kind (noch) überfordern
Ach ja, was mir noch sehr wichtig ist, weil es allzu oft vergessen wird: Erzieher*in-Kind-Bindungen sind weder durch die Qualität der Mutter-Kind-Bindung festgelegt, noch können sie die Beziehung zur Hauptbindungsperson (meist ist es eben die Mutter) ersetzen.